Premiere für Uli Hoeneß. Beim WM-Qualifikationssieg gegen Island gab der Ex-Bayern-Präsident seinen Einstand als Experte. Von der "Abteilung Attacke" war allerdings lange wenig zu sehen – bis zum Ende.
Mit 3:0 gewann die deutsche Nationalmannschaft das erste WM-Qualifikationsspiel in Duisburg gegen Island. Fast spannender als das erste Länderspiel des Jahres schien aber das Experten-Debüt von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß.
Wie hat sich der Bayern-Patron geschlagen? Das Protokoll.
20:08 Uhr: Hoeneß ist an diesem Abend das erste Mal zu sehen. In einem 15-sekündigen Teaser weist Moderator Florian König auf das gleich folgende Länderspiel hin. Auch Hoeneß kommt kurz zu Wort: "Ich freue mich sehr", sagt der künftige Bayern-Präsident, ehe es zurück in die Werbung geht.
20:15 Uhr: "Eine Fußballlegende zurück auf großer Bühne." Mit staatstragenden Worten kündigt Privatsender RTL seinen neuen Experten an. "Willkommen im Team", begrüßt ihn Moderator Florian König und fragt Hoeneß nach seinen Ambitionen: "Ich hoffe sehr, dass wir in diesen drei Spielen neun Punkte machen, das vergangene Jahr vergessen machen können und der Jogi den Abschied bekommt, den er verdient hat."
20:18 Uhr: König fragt Hoeneß, warum nach dem positiven Corona-Fall von Jonas Hofmann nicht die ganze Mannschaft in Quarantäne muss: "Fußball ist ein Beruf. Wenn bei BMW oder Daimler ein Fall auftritt, geht auch nicht die ganze Belegschaft nach Hause. (…) Es darf keine Vorteile für den Fußball geben."
20:20: Uhr: "Guten Abend, Uli – Guten Abend, Jogi." Der Bundestrainer wird ins Studio geschaltet. Hoeneß: "Ich wünsche dir ein gutes Abschieds-Vierteljahr mit einem großen Erfolg und ich hoffe, dass die Mannschaft heute beginnt, an dich zurückzuzahlen." Löw bedankt sich.
20:23 Uhr: Die Startelf wird diskutiert. Beim defensiven Mittelfeld schwärmt Hoeneß kurz und knapp. "Das Prunkstück. Besser geht’s nicht." Neben Ilkay Gündogan bilden die beiden Münchner Joshua Kimmich und Leo Goretzka das Dreiergespann.
20:25 Uhr: Chelseas Werner sitzt nur auf der Bank. Hoeneß: "Ich hätte gedacht, dass er spielt. Aber wenn so einer fehlt, dann kann es um die Qualität des Sturms nicht so schlecht bestellt sein." Neben Kai Havertz bilden mit Serge Gnabry und Leroy Sané zwei weitere Bayern-Spieler den Angriff.
20:27 Uhr: König stellt die Nachfolgerfrage: "Ich finde es gut, dass sich der DFB Zeit lässt", sagt Hoeneß. "Der Verband hat genug Zeit, eine gute Lösung zu finden. Wir sollten alle etwas geduldiger sein, dann werden wir schon eine gute Lösung finden."
20:29 Uhr: RTL schaltet in die Werbung. Hoeneß hält sich bislang noch sehr zurück, von der Abteilung Attacke ist bislang wenig zu hören. Der Ex-Bayern-Präsident wirkt fast ein wenig nervös.
20:36 Uhr: "Wir sind klarer Favorit und sollten das schaffen", sagt Hoeneß über die Chancen auf die WM-Qualifikation. Er lobt Gegner Island: "Sie sind physisch sehr stark, haben bei der EM 2016 überzeugt. Wenn sie sich hinten einbuddeln, wird’s heute schwer."
20:38 Uhr: Hoeneß nimmt Löw für das frühe WM-Aus vor drei Jahren in Schutz: "Es ist ein normaler Reflex in unserer Gesellschaft, dass es immer auf den Trainer draufgeht. Ich habe schon 2018 gesagt, dass ich mit dem ein oder anderen überhaupt nicht zufrieden war, was die Einstellung anging. Das gilt auch für die jetzigen Spiele."
20:45 Uhr: Das Spiel beginnt. Deutschland führt schnell mit 2:0. Der erste Treffer fiel nach 120 Sekunden nach einer Kombination von Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Leon Goretzka. Drei Bayern-Spieler beteiligt also. Ein Treffer für Hoeneß. Mit 2:0 geht es auch in die Pause.
21:39 Uhr: Die Halbzeitanalyse. Hoeneß schwärmt: "Von der ersten Minute an wurde Volllgas gespielt. Man hat die Zweikämpfe gesucht und den Gegner kaum ins Spiel kommen lassen. Die Ballbesitzquote war extrem." Spieler des Spiels sind für Hoeneß bislang Joshua Kimmich und Leon Goretzka – zwei Bayern-Profis.
21:41 Uhr: Der erste Treffer wird eingespielt. "Besser geht's nicht. Wie aus dem Lehrbuch. Königs Anmerkung zu Hoeneß' "Bayern-Herz" kontert dieser: "Heute habe ich ein deutsches Herz".
21:42 Uhr: Taktische Analysen gibt es von Hoeneß tatsächlich keine. Er beschreibt die Tore fast ein wenig lustlos, kurz knapp und nüchtern – also so, wie Hoeneß eigentlich nicht ist.
21:43 Uhr: Hoeneß: "Löw wird im Mittelfeld die Qual der Wahl haben, wenn alle wieder gesund sind – vielleicht wenn Thomas Müller wieder dazukommt." Er schließt die Analyse mit einem positiven Fazit: "Man kann von sehr guten 45 Minuten sprechen." Mit etwas Sorge um den angeschlagegen Leroy Sané geht's wieder in die Werbepause.
21:47 Uhr: Die zweite Halbzeit startet. Deutschland erhöht schnell, gewinnt die Partie am Ende souverän mit 3:0. Gleich geht's zur Analyse ins Studio nach Köln.
22:49 Uhr: Die Analyse nach dem Spiel beginnt: "Die Mannschaft hat engagiert gespielt, spielerisch Akzente gesetzt. So habe ich mir das vorgestellt. Ich bin total zufrieden."
22:51 Uhr: Hoeneß spricht nun über das Thema Katar und das Zeichen des DFB-Teams vor Anpfiff: "Eine WM in Katar, ein Engagement des FC Bayern dort kann auch dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen besser werden. Wenn die Spieler solche Aktionen machen, machen sie im Sinne des Vereins und im Sinne der Verbände mit."
22:52 Uhr: Löw ist nun auch mit dabei bei der Analyse. Hoeneß schwärmt weiter – insbesondere von einem Bayern-Akteur: "Was fantastisch war, war das Spiel ohne Ball. Und ich muss hier nochmal eine Lanze brechen für Joshua Kimmich. Der hat ein überragendes Spiel gemacht heute. Hoeneß verabschiedet sich von Löw mit den Worten: "Herzlichen Glückwunsch Jogi, das war ein guter Start."
22:58 Uhr: Hoeneß: "An dem Sieg gibt's nichts zu deuteln. Die Art und Weise war sehr gut. So stelle ich mir das vor, wenn ich mir was vorgenommen habe." Danach geht's wieder in die Werbung.
23:05 Uhr: Zurück aus der Werbung geht es nun um die Löw-Nachfolge: "Klopp und Flick haben beide Verträge – drum sind sie kein Thema." König fragt bei Flick nach. Hoeneß: "Karl-Heinz Rummenigge hat sich ja klar festgelegt. Ich gehe davon aus, dass er das mit seinen Kollegen abgesprochen hat. Wenn das so ist, dann ist die Sache eindeutig."
23:06 Uhr: "Dem FC Bayern ist das eigene Hemd näher als die Hose. Es ist doch klar, dass wenn ein Trainer erfolgreich ist, ein Abgang für den Verein gar kein Thema ist."
23:07 Uhr: Zu Rangnick kann Hoeneß wenig sagen, mit Lothar Matthäus sei "alles ok". Matthäus sei "von den Fähigkeiten geeignet". "Diese Entscheidung muss der DFB aber schon selbst treffen."
23:08 Uhr: Von einer Übergangslösung hält Hoeneß nichts. "Das wäre bei der heutigen Medienlandschaft nicht akzeptabel. Es gibt auf der ganzen Welt Leute, die Deutsch können. Die genannten Kandidaten muss man in Ruhe analysieren. Meiner Meinung nach darf es aber keine Zwischenlösung sein."
23:10 Uhr: Nun kritisiert Hoeneß die Strukturen beim DFB: "Der DFB muss seine Führungsstruktur überdenken. Es kann nicht sein, dass das, was sich da im Moment abspielt, so weitergeht. Das Verhältnis zwischen dem Generalsekretär und dem Präsidenten ist problematisch. Ich bin überzeugt, dass hier personelle Konsequenzen getroffen werden müssen. Der Generalsekretär ist völlig überfordert. Es muss klar sein, wer der Chef ist. Das ist eigentlich der Präsident. Aber er bekommt nur Knüppel vor die Beine geworfen."
23:13 Uhr: Hoeneß redet sich in Rage: "Es geht nicht mehr um Fußball. Es geht um Postenschacherei, Aufwandsentschädigungen und Machtspiele. So kann es nicht weitergehen."
23:15 Uhr: Hoeneß redet nun leidenschaftlich, da es um den Jugendfußball geht: "Ich höre nichts vom DFB zur Pandemie. Es gibt keine Konzepte. Hunderttausende Jugendliche sind aus den Verbänden ausgetreten. Auch die Liga muss nachhelfen, dass der Brunnen des Nachwuchs nicht austrocknet. Wir brauchen den Amateurfußball. Wenn der Jugend- und Amateurfußball kaputt geht, können wir auf Dauer keinen guten Profisport garantieren."
23:25 Uhr: Hoeneß lobt Kapitän Neuer, wirft ihm aber spaßig vor "jedes Spiel machen zu wollen". Der FC Bayern hat im Sommer erst Alexander Nübel vom FC Schalke verpflichtet. "Vielleicht kann er dem Andreas Nübel (Hoeneß korrigiert sich und sagt seinen richtigen Namen, Alexander Nübel) ein paar Spiele schenken."
23:50 Uhr: Hoeneß und König besprechen noch die weiteren Qualifikationsspiele, ehe sie kurz vor Mitternacht die Türen schließen. "Schönen Abend", beendet Hoeneß knapp seinen Auftritt.
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