Nach Vorwürfen von Ikke Hüftgold: Sat.1 setzt Reality-Show »Plötzlich arm, plötzlich reich« ab - DER SPIEGEL

Schlagerstar Ikke Hüftgold kritisierte unverantwortlichen Umgang mit Kindern in der Sat.1-Show »Plötzlich arm, plötzlich reich«. Der Sender räumt Fehler ein und wirft das Realityformat aus dem Programm.

Schlagersänger Matthias Distel alias Ikke Hüftgold

Foto: Horst Galuschka / dpa

Sat.1 strahlt keine weiteren Folgen der Sendung »Plötzlich arm, plötzlich reich« aus. Sie sei mit sofortiger Wirkung beendet, teilte der Sender auf Twitter mit – und räumte ein, dass bei einer Folge der Reihe Fehler passiert seien. In dem TV-Format tauschen eine reiche und eine arme Familie für jeweils eine Woche ihre Lebensumstände.

In der betreffenden Episode des Sozialexperiments, die nun nicht zur Ausstrahlung kommt, hätte der Kandidat Matthias Distel, bekannt als Schlagersänger Ikke Hüftgold, mit einer Mutter und ihren Kindern Wohnung und Alltag tauschen sollen.

Distel hatte die Dreharbeiten jedoch abgebrochen und den Machern der Sendung vor wenigen Tagen in einem Statement auf seiner Website öffentlich »gewissenlose Quotenjagd« vorgeworfen: »Das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern wurde von den verantwortlichen Medienanstalten mit Füßen getreten«, so Distel.

Sat.1 gab nun an, die Aufarbeitung des letzten Drehs der Sendung sei intern noch nicht abgeschlossen. »Es steht aber außer Frage, dass hier Fehler passiert sind, für die wir die Öffentlichkeit und die Familie um Entschuldigung bitten.« Zudem sei man bei dem Sender »zu dem Schluss gekommen, dass diese Sendung nicht mehr zu dem Sat.1 passt, das wir gemeinsam mit und für unsere Zuschauer (...) weiterentwickeln wollen. Deshalb wird es keine neuen Folgen geben. Deshalb werden wir gedrehte Folgen nicht zeigen.«

An oberster Stelle stehe für Sat.1 das Wohl der Kinder und der Familie, mit der man in engem Austausch stehe. »Auch in den Monaten, die vor uns liegen, werden wir die Familie bestmöglich in ihrem Sinne finanziell und menschlich unterstützen«, schrieb der Sender. »Es war und ist niemals Ziel von Sat.1, Menschen zu verletzen.«

Auch die Produktionsfirma Imago TV, die das Format für den Sender herstellt, äußerte sich erneut zu dem Fall: »Wir bedauern vor allem, dass eine an den Dreharbeiten beteiligte Familie in die öffentliche Auseinandersetzung hineingezogen worden ist. Wir stehen weiter in Kontakt mit der Familie und wünschen vor allem den Kindern, dass sie von diesen Auseinandersetzungen möglichst wenig mitbekommen.«

Distel hatte unter anderem die Frage in den Raum gestellt, »ob man Kinder im Alter von acht und zehn Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen kann, bei dem acht Tage am Stück bis zu zehn Stunden gearbeitet werden sollte«.

bor/dpa

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