Das Nordderby in der 2. Bundesliga war Drama pur. Auch das Bundesliga-Topspiel um 18.30 elektrisierte. Doch die Konferenz am Mittag ließ sehr zu wünschen übrig. Hat der deutsche Fußball ein Problem?
Es lief die 80. Spielminute in der Augsburger WWK-Arena, als Florian Niederlechner die Zuschauer auf der Tribüne und vor den Endgeräten zuhause erlöste. Der gebürtige Bayer erzielte das 1:0 für seinen FCA gegen die favorisierten Gladbacher – und bescherte seinem Klub damit den ersten Saisonsieg.
Doch wie bemerkenswert der überraschende Siegtreffer gegen den Top-Klub aus Gladbach auch gewesen sein mag: die Besonderheit an Niederlechners erstem Saisontreffer war, dass er den ersten Torschrei der Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag markierte – das furiose 7:0 der Münchner gegen Bochum ausgeklammert.
Noch einmal zum Mitschreiben: Die Partien zwischen Bielefeld und Hoffenheim (Endstand 0:0), Mainz und Freiburg (Endstand 0:0) sowie eben Augsburg und Gladbach (Endstand 1:0) verliefen bis zur 80. Minute torlos, während die einzig torreiche Partie des Nachmittags so dermaßen einseitig verlief, dass sich der geneigte Konferenz- und Bundesliga-Konsument auf dem Sofa fragte: "Wer schaut sich das noch an?"
Sieben torlose Spielhälften
Fakt ist: Vor Beginn des Topspiels am Samstagabend zählte der Zuschauer insgesamt sechs torlose Spielhälften (bei Köln gegen Leipzig (Endstand 1:1) kam eine siebte hinzu). Aufgrund der vorangegangenen Europapokalspiele terminierte die DFL zum zweiten Mal in dieser Saison ein 15:30-Spiel auf die neue Anstoßzeit am Sonntagabend (19.30 Uhr, Wolfsburg gegen Frankfurt, im Liveticker auf t-online).
Insgesant zehn Spiele wandern von der von Fans als "heilig" titulierten Anstoßzeit am Samstagmittag auf den Sonntagabend. Die Entzerrung des Spieltags ist damit im Vergleich zu den vergangegen vier Spielzeiten zwar nicht vorangeschritten, jedoch gleich geblieben.
Dass Traditionsklubs wie Schalke 04 und Werder Bremen in der vergangenen Saison abstiegen und aktuell in der 2. Liga kicken, und an ihrer Stelle Nischenklubs wie Mainz 05, die TSG Hoffenheim oder eben jener FC Augsburg den Samstagnachmittag "aufmischen", scheint vielen Zuschauern ein Dorn im Auge – und das zu Recht.
Das 7:0 der Münchner gegen Bochum war übrigens die erste Partie der Saison, die der FC Bayern um 15.30 Uhr absolvierte. Auch der zweitgrößte deutsche Klub Borussia Dortmund wird nach sechs Spieltagen lediglich zwei Spiele am Samstagnachmittag absolviert haben.
Doch wenn der Zuschauer ledliglich die Wahl zwischen einer vom Rekordmeister völlig einseitige geführten Partie und drei Langweiler-Duellen hat, dann zeigt das vor allem eines:
Die Konferenz als "Produkt" ist entwertet, die auf dem Papier attraktiveren Spiele finden mit Stuttgart gegen Leverkusen, Dortmund gegen Union und Wolfsburg gegen Frankfurt erst am Sonntag statt. Denn auch TV-Rechte-Inhaber DAZN, seit dieser Saison übertragender Sender aller Freitags- und Sonntagsspiele, will die Dortmunder und Münchner bei sich im Programm haben.
Die Leidtragenden sind also die Fans des Samstagnachmittag, die nicht nur weniger Spiele geboten bekommen, sondern auch weniger attraktive Optionen für das Einzelspiel haben. Ganz zu Schweigen von der Sportschau in der ARD, die immer weniger Argumente hat, überhaupt geschaut zu werden.
"Wer schaut sich das noch an?" bleibt also die zentrale Frage. Noch dürfte die Antwort der Deutschen Fußball Liga (DFL) lauten: "Genug Leute". Doch Spieltage wie der 5. der Saison 2021/2022 könnten eine Warnung sein, dass die Leute bald keine Lust mehr haben – auf das einstige Premiumprodukt Bundesliga am Samstagmittag.
Artikel von & Weiterlesen ( Attraktivität der Bundesliga: Wer schaut sich das noch an? - t-online.de )https://ift.tt/3hINvaY
Sport
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Attraktivität der Bundesliga: Wer schaut sich das noch an? - t-online.de"
Post a Comment