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Ein großes Problem für den FC Bayern - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

An einem Sommertag am Tegernsee saß Robert Lewandowski im Haus von Uli Hoeneß und sagte: „Herr Hoeneß, Sie müssen unbedingt mit Herrn Zahavi reden.“ Es war nicht schwer zu erraten, was der FC-Bayern-Stürmer Lewandowski vom FC-Bayern-Präsidenten Hoeneß wollte. Mit Zahavi, seinem neuen Berater, versuchte er eine Forderung durchzusetzen: Er wollte zu Real Madrid wechseln.

Als Hoeneß das hörte, so hat er es später in einem F.A.Z.-Interview erzählt, antwortete er: „Ja, gern, mein nächster Termin ist der 3. September.“ Moment, soll Lewandowski entgegnet haben, da ist die Transferphase doch schon vorbei. „Genau deshalb“, sagte Hoeneß. „Egal was passiert, Bayern München wird dich nicht verkaufen.“ 

Damit war die Diskussion beendet. Lewandowski musste bleiben – und Hoeneß und seine Bayern konnten mal wieder beweisen: Wenn sie einen Angestellten, der unter Vertrag steht, nicht gehen lassen wollen, dann geht er auch nicht.

Zwei Ebenen der Trennung

Jetzt, fast drei Jahre später, hat der Trainer Hansi Flick verkündet, dass er den FC Bayern im Sommer verlassen will – und das, obwohl er im vergangenen Jahr einen Vertrag unterschrieben hat, der noch bis einschließlich 30. Juni 2023 gültig ist. Auf den ersten Blick passt das nicht. Es war anders als sonst nämlich nicht der FC Bayern, der kommuniziert hat, dass er einen Trainer nicht mehr will. Es war der Trainer, der nun kommuniziert hat, dass er den FC Bayern nicht mehr will – mit dem er in anderthalb Jahren folgende Statistiken vorweisen kann: 81 Spiele, 67 Siege, sieben Unentschieden, sieben Niederlagen, sechs Titel.

Auf den zweiten Blick passt das aber schon. Man muss nämlich unter Berücksichtigung des Falls Lewandowski davon ausgehen, dass dem Verein die Entscheidung Flicks nicht so ganz unrecht sein dürfte.

Es gibt in dieser Trennung, die sich in den vergangenen Wochen angedeutet hat, zwei Ebenen. Die erste Ebene dreht sich um den Konflikt zwischen dem Trainer Flick und dem Sportvorstand Salihamidžić. Sie waren sich vor allem in der Bewertung von Spielern oft nicht einig. Einmal hat Flick Salihamidžić sogar beleidigt und später dafür um Entschuldigung gebeten. Die zweite Ebene, sie ist die wichtige, dreht sich um eine Grundsatzfrage: Wie viel soll der Trainer beim FC Bayern eigentlich zu sagen haben?

Diese Diskussion hat den Verein in zwei Gruppen gespalten. Auf der einen Seite stehen Salihamidžić und der noch immer einflussreiche Hoeneß. Sie vertreten den alten Ansatz: wenig Mitsprache für den Trainer. Auf der anderen Seite stehen Flick und der scheidende Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Sie vertreten den neuen Ansatz, der mehr Mitsprache vorsieht. Es gibt für beide Ansätze gute Argumente. So ist das aber beim FC Bayern: Am Ende setzt sich meistens die Gruppe mit Hoeneß durch.

Jetzt hat Flick aufgegeben – und Hoeneß und Salihamidžić mit ihrem alten Ansatz vor ein großes Problem gestellt. Was tun, wenn der nächste Trainer, zum Beispiel Julian Nagelsmann, mit dem alten Ansatz nicht viel anfangen kann? Was tun, wenn der nächste Trainer keinen Erfolg hat? Dann wird der fordernde Flick längst nicht mehr da sein, seine Statistiken aber schon.

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