Darts-WM: Leere Halle, aber voller Erfolg - sportschau.de

Die Gewinner

Als Erster natürlich Gerwyn Price, der neue Weltmeister. Der Waliser entschied zwar drei seiner Spiele erst im entscheidenden letzten Satz, aber er steigerte sich kontinuierlich und dominierte das Finale lange Zeit nach Belieben. Durch den WM-Titel übernimmt er auch erstmals Platz 1 in der Weltrangliste.

Trotz seiner Finalniederlage hat es Gary Anderson allen gezeigt. Den 50-jährigen Schotten hatten viele schon abgeschrieben. Er redete seine Leistungen zwar oft klein, aber gerade im Viertel- und Halbfinale spielte er auf höchstem Niveau. Das gleiche gilt für Dave Chisnall. Der Engländer, der seit Jahren oben mitmischt, aber nie etwas Großes gerissen hat, spielte sich stark bis ins Halbfinale. Vor allem sein Gala-Auftritt gegen Michael van Gerwen, gegen den er zuvor 27 Mal nacheinander nicht gewonnen hatte, ließ alle staunend zurück.

Die größte Überraschung des Turniers war aber Stephen Bunting, der ebenfalls erst im Halbfinale gestoppt wurde. "The Bullet" konnte sein Potenzial schon seit Jahren nicht mehr abrufen und war in der Weltrangliste auf Position 26 abgerutscht. Bunting steigerte sich von Spiel zu Spiel und lieferte auch dem späteren Sieger Gerwyn Price einen großen Kampf.

Schließlich wäre noch Dirk van Duijvenbode zu nennen, der als Ungesetzter das Viertelfinale erreichte. Der Niederländer, der hauptberuflich auf einer Auberginenplantage arbeitet, hatte schon vor der WM mehrfach auf sich aufmerksam gemacht. Nun zeigte er auch auf der größten Bühne des Dartssports seine Qualität und schaltete auf seinem Weg ins Viertelfinale unter anderem den ehemaligen Weltmeister Rob Cross aus.

Der größte Gewinner dieser Weltmeisterschaft ist eindeutig das Darts selbst. Ohne Fans, Party und schrille Verkleidungen lag der Fokus ausschließlich auf der Kunst am Board, und die Akteure auf der Bühne haben mit herausragenden Leistungen und zum Teil hochdramatischen Spielen beste Werbung für ihren Sport betrieben.

Die Verlierer

Dass Michael van Gerwen zuletzt vor zwölf Jahren ein WM-Spiel ohne eigenen Satzgewinn verloren hat, zeigt, wie ungewöhnlich und schmerzhaft seine 0:5-Niederlage unter den letzten Acht gegen Dave Chisnall war. Van Gerwen wurde nicht nur vorgeführt, sondern verlor auch erstmals seit sieben Jahren den Status als Nummer 1 der Weltrangliste. Titelverteidiger Peter Wright hatte sich diese Weltmeisterschaft auch ganz anders vorgestellt. Gleich im zweiten Spiel kam das Aus gegen Gabriel Clemens, bei dem er zahlreiche Doppel verpasste.

Noch enttäuschender lief es für Michael Smith, der als Nummer 4 der Welt ins Turnier ging. Er unterlag gleich im ersten Spiel dem ungesetzten Jason Lowe. Smiths Leistung war genauso alarmierend, wie seine Körpersprache.

Gabriel Clemens und die Auswirkungen auf Darts-Deutschland

"Sportler des Jahres" im Saarland, Glückwünsche vom Ministerpräsidenten und über zwei Millionen Menschen an den Bildschirmen. All das hat Gabriel Clemens ausgelöst. Im Spiel gegen Peter Wright bot er die beste Leistung eines deutschen Spielers aller Zeiten bei der WM und warf den Titelverteidiger aus dem Wettbewerb. Der "German Giant" hat gezeigt, dass er auch die ganz großen Namen schlagen kann und dass der Weg in die Weltspitze vielleicht doch nicht mehr so weit ist. Das Ausscheiden im Achtelfinale gegen Krzysztof Ratajski mit sieben vergebenen Siegchancen war zwar bitter, aber Clemens wirkt mental stark genug, um sich dadurch nicht von seinem Weg abbringen zu lassen.

Dieser Erfolg kann in Deutschland durchaus etwas auslösen. Das große Interesse am Dartssport war während der Weltmeisterschaft an den guten TV-Quoten zu erkennen. Die Zahl der aktiven Spielerinnen und Spieler ist in den vergangenen Jahren gestiegen, und diese Tendenz dürfte sich weiter bestätigen. Gerade weil Darts nicht zu den teuren Sportarten gehört und man in jedem Alter damit beginnen kann. Für einen großen Boom hätte Gabriel Clemens wohl noch ein bis zwei Runden mehr überstehen müssen, aber ein erster Schritt ist gemacht.

Stand: 04.01.2021, 13:42

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