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Novak Djokovic: Niki Pilic sieht Superstar aus Serbien der Diskriminierung ausgesetzt - Eurosport DE

Die These birgt Sprengkraft: Novak Djokovic hat die westliche Welt mit seinen Erfolgen sportlich ins Mark getroffen.

"Er hat ein Level erreicht, das für jemanden aus dem Westen reserviert war. Und dann kommt da dieser Typ aus einem kleinen Land und dominiert die Tenniswelt." So formulierte es Niki Pilic dieser Tage im Gespräch mit der kroatischen Zeitung "Vecernji list" aus Zagreb.

Das Wort des 82-Jährigen hat Gewicht in der Szene. Pilic führte die deutsche Mannschaft um Boris Becker zu drei Davis-Cup-Erfolgen. Er war es, der das Talent von Djokovic an seiner Tennisakademie im bayrischen Oberschleißheim entscheidend förderte - und seinen einstigen Schützling heutzutage der Diskriminierung ausgesetzt sieht.

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Tatsächlich gilt es als unstrittig, dass Roger Federer und Rafael Nadal bei ähnlich großen Erfolgen weltweit deutlich mehr Popularität genießen, von den Fans mehr Zuneigung bekommen. Über die Gründe dieses Missverhältnisses wird seit Jahren leidenschaftlich debattiert.

Dass der Grund in Djokovics Herkunft vom Balkan zu sehen ist, würden wohl alle - westlichen - Experten dementieren. Stattdessen herrscht die Meinung vor, dass es daran liege, dass der Serbe als letzter der sogenannten Big 3 auf der Bühne erschien und sich das Gros der Tennis-Anhänger bis dato schon auf Federer oder eben Nadal als Lieblingsspieler festgelegt gehabt hätte.

"Rest der Welt kann Djokovic nicht ausstehen"

Kann man so sehen, einerseits. Andererseits musste Djokovic in den vergangenen Jahren regelmäßig erleben, dass er auch gegenüber vielen anderen Profis in der Gunst des Publikums den Kürzeren zieht.

Becker bricht Lanze für Djokovic: "Keiner will das wahrnehmen"

"Wo immer Novak spielt und wer immer auch sein Gegner ist, das Publikum ist gegen ihn, pfeift ihn aus, feuert seinen Gegenspieler an", befand der serbische Journalist Andrej Ivanji im Juli in seinem Blog für den "MDR". Und: "Die Serben lieben ihn. Der Rest der Welt kann ihn nicht ausstehen. Zumindest gewinnt man als Serbe diesen Eindruck", wie Ivanji festgestellt hat.
Ins selbe Horn stößt regelmäßig Srdjan Djokovic, der Vater des Tennisstars. "Es ist die Intoleranz dafür, dass jemand so brillantes in Serbien geboren ist, Serbe ist und serbischer Abstammung ist."

Die Angelsachsen hätten den Tennissport erfunden und nun ein Problem damit, dass nicht einer der Ihren die Nummer eins ist. Sein Sohn werde zu Unrecht als "Bösewicht" an den Pranger gestellt - und das, obwohl er sich auch in der Niederlage als fairer Sportsmann präsentiere. "Nicht ein einziges Mal wurde er mit dem Fair Play Award ausgezeichnet, immer geht der an Federer", monierte Srdjan Djokovic im Februar gegenüber der serbischen Zeitung "Novosti".

Djokovic fairer Sportsmann nach US-Open-Enttäuschung

In der Tat gab Djokovic im September einen absolut untadeligen Verlierer ab, nachdem er das US-Open-Finale gegen Daniil Medvedev verloren und damit den historischen Grand Slam verpasst hatte. "Du hast dir deinen ersten Grand-Slam-Titel absolut verdient", twitterte er und fügte dem Post unter anderem ein Foto des Russen mit der Trophäe bei. Und auch das Publikum in New York hatte im Turnierverlauf durchaus positiv auf Djokovic reagiert.

Final-Highlights: Medvedev entzaubert Djokovic in drei Sätzen

Allerdings wurde das öffentliche Bild des Weltranglistenersten auch maßgeblich von Geschehnissen geprägt, die nicht direkt mit seiner Klasse als Tennisspieler in Zusammenhang stehen. Als Djokovic in der Saison 2020 inmitten der Corona-Pandemie die Adria Tour initiierte, prasselte die Kritik nur so auf ihn ein. Auch, weil Bilder um die Welt gingen, die die Spieler am Abend ausgelassen beim Feiern zeigten. Später bekräftigte er, "die Adria Tour noch einmal durchzuführen, wenn ich die Chance bekäme".
Darüber hinaus polarisierte der Serbe mit seinen ablehnenden Aussagen zum Thema Impfen oder den Einlassungen über die Umwandlung von giftigem Wasser in solches mit Heilkraft. "Manchmal sage ich Dinge und wenn ich danach darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich sie nicht so hätte formulieren sollen, wie ich es getan habe", zeigte Djokovic etwas später im Podcast "Wish & Go" Verständnis für das enorme Negativecho.

"Hätte Federer getan, was Djokovic getan hat ..."

Und dann war da natürlich der berühmte - aber unabsichtliche - Abschuss einer Linienrichterin im Achtelfinale der US Open 2020. Djokovic wurde direkt im Match disqualifiziert und einmal mehr mit Kritik und Spott übergossen. Aus Sicht von Pilic zeigt die Episode anschaulich, dass in der Beurteilung der Topspieler mit zweierlei Maß gemessen werde.

"Hätte Federer getan, was Djokovic bei den US Open 2020 getan hat, wäre er nicht disqualifiziert worden", so Pilic. Der Grund: "Der Westen hat Schwierigkeiten damit, dass er der Beste ist."

Heute vor einem Jahr: Djokovic trifft Linienrichterin - der Eklat in voller Länge

Immerhin: Statistisch lässt sich die Sichtweise, dass Djokovic inzwischen der sogenannte GOAT, der Größe aller Zeiten, ist, immer glaubhafter belegen. "Novak hat dieselbe Anzahl an Grand-Slam-Titeln, liegt im direkten Vergleich sowohl gegen Federer als auch Nadal vorne und steuert auf 350 Wochen auf Platz eins im ATP-Ranking zu", erinnert Pilic. Dennoch habe er bis vor Kurzem noch gezögert, Djokovic als Besten aller Zeiten zu sehen.

"Ich erinnere mich noch, wie die serbischen Journalisten mich 2019 bestürmten und mir entlocken wollten, dass Novak der Beste ist. Ich wollte das nicht sagen, bevor er in diesem Jahr Wimbledon gewann. An dem Tag, als er dort den Titel holte, bin ich alle möglichen Statistiken durchgegangen. Novak hat auch die meisten Masters-Titel abgeräumt und er ist der einzige Spieler, der jedes Grand-Slam-Event mindestens zweimal gewonnen hat. Es gab außerdem einen Zeitpunkt, da stand er in der Weltrangliste bei fast 17.000 Punkten - was mehr war, als Nadal, Federer und Andy Murray in diesem Moment zusammen auf dem Konto hatten."

Daraus lasse sich nur ein Schluss ziehen: "Novak ist der Größte aller Zeiten."

Australian Open nur für Geimpfte? Djokovic muss sich positionieren

Glaubt man Medienberichten, dann könnte aber schon im Vorfeld des nächsten Major-Wettbewerbs, den Australian Open 2022, das nächste brisante Thema um Djokovic hochkochen. Die australische Zeitung "The Age" geht davon aus, dass in Melbourne nur geimpfte Profis starten dürfen. Bleibt der 34-Jährige bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Corona-Impfung, dürfte der Rekord-Champion der Australian Open nicht teilnehmen.

Der Premier des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, hat sich nach Informationen des Journalisten Adam Addicott bereits zu der Causa geäußert. Sein Kommentar: "Auch 20 Grand-Slam-Titel werden dich nicht vor dem Virus schützen."

Es wird äußerst interessant, wie Djokovic sich in der Sache positionieren wird. Die Chance, die Australian Open zum zehnten Mal zu gewinnen und mit der 21. Grand-Slam-Krone an Federer und Nadal vorbeizuziehen, muss er eigentlich wahrnehmen. Ganz unabhängig davon, wie die westliche Sportwelt reagieren würde, wenn er an den beiden Legenden aus der Schweiz und aus Spanien vorbeizieht.

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