Apple hat iOS 15 für iPhones und den iPod Touch vorgestellt. Radikale Neuerungen sind nicht dabei, dafür aber einige interessante Funktionen.
Mit iOS 15 bringt Apple eine neue Betriebssystemversion für iPhones und den iPod Touch auf den Markt, die vor allem im Bereich Facetime, Benachrichtigungen, Nicht-Stören-Funktionen und Audio einige Veränderungen enthält. Einige Funktionen wie Shareplay zur gemeinsamen Nutzung von Medieninhalten und anderes werden nachgeschoben, sind also nicht im aktuellen Release von iOS 15 enthalten. Das Vorgehen von Apple, einige Funktionen der Betriebssysteme zurückzuhalten und erst später zu veröffentlichen, ist nicht neu: Schon bei iOS 12 wurden Gruppen-Facetime-Anrufe erst später freigegeben.
Facetime wird erwachsener
In iOS 15 wurde eine optionale Geräuschunterdrückung bei Facetime-Anrufen eingebaut, mit der Hintergrundgeräusche ausgeblendet werden können, die vom Mikrofon mit aufgezeichnet werden. Außerdem werden bei Gruppen-Facetime-Sitzungen die Teilnehmer jetzt in gleicher Größe angezeigt. Der Porträtmodus sorgt dafür, dass der Hintergrund unscharf gerechnet wird. Diese Funktionen gibt es in anderen Anwendungen wie Teams von Microsoft seit langem.
Wer will, kann Facetime-Anrufe nun auch mit Personen durchführen, die kein iOS oder MacOS besitzen. Dafür erhalten diese einen Link mit einer Einladung für eine Websession. Die Nutzung ist mit aktuellen Versionen von Chrome oder Edge möglich. Was nicht funktioniert: Als Nicht-Apple-Nutzer Facetime-Anrufe zu initiieren.
Entwickler können zudem ab iOS 15 Facetime in ihre Apps einbinden. Was noch nicht funktioniert, ist der gemeinsame Medienkonsum mit Shareplay parallel zu Facetime-Gesprächen in Apps wie Apple TV, Disney+, ESPN+, HBO Max, Hulu, Masterclass, Paramount+, Pluto TV, Tiktok und Twitch. Diese Funktion soll in einer späteren Version von iOS 15, iPadOS 15 und macOS Monterey nachgeliefert werden.
Fokus macht die Nutzung weniger hektisch
Die Funktion Fokus soll Anwendern helfen, sich besser zu konzentrieren. Fokus soll Ablenkungen reduzieren, die durch Benachrichtigungen von Apps, Chats und Anrufen entstehen können. Gleichzeitig sollen die Kommunikationspartner nicht verprellt werden.
Mit Fokus können Mitteilungen und Apps danach gefiltert werden, worauf sich der Benutzer konzentrieren will. Neben einigen vorgefertigten Szenarien gibt es auch die Möglichkeit, eigene Szenarien anzulegen und das iPhone so zu konfigurieren, dass bestimmte Benachrichtigungen durchkommen und andere nicht. Apple hat bisher neben einem VIP-Feature nur eine generelle Nachtruhefunktion angeboten und weitet die Feineinstellmöglichkeiten nun deutlich aus.
Wer will, kann sogar Homescreen-Seiten mit Apps und Widgets für das jeweilige Szenario erstellen. Dann sind nur die gewünschten Apps sichtbar, alle anderen werden ausgeblendet. Wenn eingehende Mitteilungen blockiert werden, wird automatisch angezeigt, dass der Nutzer beschäftigt ist, wobei der Text je nach Szenario individuell festgelegt werden kann.
Der Fokus-Modus kann manuell oder auf Wunsch automatisch aktiviert werden, abhängig von Ort, Uhrzeit oder einer bestimmten Aktivität - zum Beispiel dem Starten einer App oder eines Apple-Watch-Trainings. Damit lässt sich das Betriebssystem deutlich stärker als bisher individualisieren.
Datenschutz wird verbessert
Apple schreibt den Datenschutz groß, auch wenn die mittlerweile beurlaubte Idee, in den USA die für den iCloud-Upload gedachten Fotos vorher auf Kinderpornografie zu untersuchen, einen anderen Eindruck hinterlassen hat. Der App Privacy Report soll Nutzern zeigen, welche der installierten Apps in der zurückliegenden Woche auf Kamera, Mikrofon, Standortdaten oder Kontakte Zugriff hatten.
Ein Pseudo-VPN namens iCloud Private Relay soll beim Surfen mit dem Safari-Browser Webseitenbesuche verschleiern, indem die Datenanfragen über Apple laufen und zudem verschlüsselt werden. Apple soll nicht auf die Daten zugreifen können. Im Vergleich zu einem VPN ist Private Relay auf den hauseigenen Browser Safari beschränkt. Den eigenen Standort verschleiert das System nicht dahingehend, dass es dem Server vorgaukelt, der Nutzer befände sich in einem anderen Land. Es sorgt nur dafür, dass der Nutzer nicht mehr präzise geortet werden kann.
Allerdings ist iCloud Private Relay kostenpflichtig und nur im Rahmen eines iCloud+-Abos erhältlich, in dem auch gleich noch ein Dienst für E-Mail-Wegwerfadressen enthalten ist, der sich beispielsweise für Newsletter-Abos eignet. Auch hier tritt Apple als Zwischenstation für die Weiterleitung in Erscheinung.
Siri kann nun auch im Offlinebetrieb arbeiten - aber das nutzt natürlich nur dann etwas, denn der Sprachassistent nicht ins Internet muss, um eine gewünschte Aktion durchzuführen wie etwa die Recherche nach Wechselkursen oder dem Wetter.
Über die Nachrichten-App getauschte Fotos werden nun in einer Sammlung präsentiert, wenn der Nutzer das will. Dazu wird ein Bilderstapel eingesetzt, durch den der Anwender scrollen kann. Auch die mit Dritten geteilten Links und Empfehlungen aus der Musik-App oder aus der Podcast- und Apple-TV-App werden herausgefiltert. So lässt sich schneller darauf zurückgreifen als beim Durchsuchen aller Nachrichten.
Die Erinnerungen-App unterstützt jetzt Schlagworte zur Gruppierung einzelner Erinnerungen neben anderen Filtern wie Datum, Ort und Uhrzeit. Tags gibt es auch bei der Notizen-App, die auf dem iPhone vorinstalliert wird. Wie in Nachrichten können mit @Benutzername in geteilten Notizen andere Anwender benachrichtigt werden. Zudem wird eine Historie bei der Notiz-Bearbeitung angelegt. Die neue Funktion Schnellnotizen ist aus vielen Apps direkt erreichbar, wobei es derzeit iPad- und Mac-Nutzern vorbehalten ist, derartige Notizen anzulegen. Auf dem iPhone kann man die App-bezogenen Notizen nur betrachten.
OCR im Sucherbild und in Fotos
Eine Texterkennung hat Apple ebenfalls systemweit eingeführt. In der Kamera-App kann sie Texte auf Objekten nicht nur erkennen, sondern bietet auch die Möglichkeit, den Text zu markieren und in andere Anwendungen zu kopieren. Auch für die Übersetzungsfunktion kann OCR verwendet werden - praktisch bei fremdsprachlichen Speisekarten. Das klappt aber nur bei einer Onlineverbindung, da die Übersetzung remote vorgenommen wird. Die Texterkennung funktioniert auch in bereits aufgenommenen Fotos und erleichtert womöglich die Suche nach Bildern, sofern darin Text vorkommt. Derzeit werden nur Kombinationen aus Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und Chinesisch unterstützt.
Safari verändert sich - aber nicht radikal
Apple hat in der Betaphase länger mit dem Userinterface seines Browsers experimentiert, aufgrund von anhaltenden Protesten gibt es jetzt die Möglichkeit, zwischen zwei Optiken zu wählen. Der klassischen Ansicht mit oben liegender Adresszeile und davon getrennter Tab-Leiste und ein Design mit Adress- und Tableiste unten am Bildschirmrand. Wenn das Smartphone mit einer Hand gehalten wird, lässt sich darauf aus anatomischen Gründen leicht zugreifen. Tabgruppen sollen den Überblick über viele geöffnete Tabs erleichtern. Diese werden zwischen den verschiedenen Geräten des Anwenders synchron gehalten.
Health-App mit mehr Funktionen
Die Health-App erhält ebenfalls zahlreiche neue Funktionen. So berechnet Apple das Risiko, beim Gehen zu stürzen mithilfe der im iPhone und der Apple Watch integrierten Sensoren und vergleicht die Werte mit anderen Nutzern. Wird der Gang zu unsicher, warnt die App die Nutzer. Apple will in Health außerdem medizinische Werte von Laboruntersuchungen und medizinische Begriffe erklären und auf Veränderungen hinweisen, die sich erst nach Jahren bemerkbar machen. So wird zum Beispiel auf die Veränderung der zurückgelegten Wegstrecken geachtet. Wer will, kann auch seine Familienmitglieder oder enge Freunde über seinen gesundheitlichen Zustand informieren. Die Empfänger können auf Wunsch per iMessage direkt darauf reagieren. In den USA können Nutzer auch Daten mit ihren Ärzten oder Krankenversicherungen teilen.
Für Besitzer von Airtags ist eine Funktion dazugekommen, die bei Trennung der Verbindung eine Warnung erzeugt. Wenn also der Schlüssel mitsamt Airtag nicht eingesteckt wird, gibt es einen Hinweis auf dem damit verknüpften iPhone.
Auf welchen Geräten läuft iOS 15?
Apples neues Betriebssystem unterstützt alle Geräte, auf denen auch schon iOS 14 lief. Das reicht bin zum iPhone 6s und dem iPhone SE der ersten Generation und dem iPod Touch der Generation 7.
Allerdings können nicht alle Funktionen mit den alten Geräten verwendet werden, weil diese viel Rechenleistung erfordern. Für den vollen Leistungsumfang ist mindestens ein iPhone mit A12-SoC erforderlich.
Wo gibt es iOS 15?
Das Update kann über die Einstellungs-App installiert werden. Vorher empfiehlt es sich, ein Backup anzufertigen, denn auch in diesem Fall gilt: Kein Backup, kein Mitleid.
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