ARD-Sonntagskrimi: Der Köln-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Messerattacken in Moll: Schenk und Ballauf jagen einen Frauenmörder, der seine Taten zu Folkpop begeht. Ein »Tatort«, der auch geübte Thriller-Konsumenten fordert.
Das Szenario:
Böse Menschen hören schöne Lieder. Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) jagen einen Mörder, der auf seine Opfer einsticht, während über die Kopfhörer Folkpop säuselt. Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass der Täter wohl bewusst alleinerziehende Mütter ins Visier nimmt, die Brieffreundschaften mit einsitzenden Gewalttätern unterhielten, um diese dann nach der Entlassung zu heiraten. Die Psychologin hat auch einen Namen für das Ganze: Hybristophilie. Der Terminus bezieht sich auf Menschen, die sich von Psychopathen und Sexualstraftätern angezogen fühlen. Sind die Frauen Opfer ihrer eigenen Sehnsüchte geworden? Und was hat der Folkpop damit zu tun?
Der Clou:
Der clever konstruierte Psychothriller lässt über lange Zeit zwei Erzählstränge nebeneinander laufen und verknüpft sie dann auf überraschende Weise. In einigen Details nicht ganz plausibel, aber als Ganzes ein effizienter Schocker, der seine brutalen Momente perfide sanft antäuscht.
Ines (Picco von Groote) und Basso (Torben Liebrecht): Angezogen von einem Gewalttäter
Foto: Martin Valentin Menke / WDR
Das Bild:
Ein Häftling, an der Tischplatte mit schweren Lederriemen fixiert, das Gesicht verschwindet ab der Nase unter schwarzem Kunststoff. Der Mann, der behauptet, wegen eines Frauenmordes zu sitzen, den er nicht begangen hat, soll im Knast immer wieder Polizisten angegriffen haben. Deshalb die Hannibal-Lecter-Hartschalenplastikverpackung.
Der Dialog:
Kommissar Schenk im Gespräch mit dem Häftling – dem er inzwischen seine »Schweigen der Lämmer«-Maske hat abnehmen lassen.
Schenk: »Wir möchten mit Ihnen über Andrea Jahn sprechen.«
Häftling: »Na, das wird ja ein kurzes Gespräch. Ich bin verurteilt, sitze meine Strafe ab. Ende der Unterhaltung.«
Schenk: »Wir haben ein paar Dinge entdeckt, die Sie bestimmt interessieren.«
Häftling: »Mich interessiert nur, dass ich abends gut kacken kann.«
Schenk: »Da können wir Ihnen leider nur begrenzt helfen. Aber es gibt eine neue Perspektive auf Ihren Fall.«
Der Song:
»Nothing’s Gonna Hurt You Baby« von Cigarettes After Sex. Der zart gehauchte Zeitlupen-Pop irgendwo zwischen Mazzy Star und The xx zieht sich leitmotivisch durch den Slasher-Thriller. Das Versprechen, hier werde niemandem wehgetan, wird natürlich schon gebrochen, wenn der Mörder zu den ersten Songzeilen zusticht.
Die Bewertung:
7 von 10 Punkten. Messerattacken in Moll: Trotz einiger konventioneller Effekte lockt dieser »Tatort« auch geübte Thriller-Konsumenten aus der Reserve.
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