Aller Anfang ist schwer. Das Telefon, das der damalige Weltmarktführer Nokia 1996 auf der cebit vorstellt, wiegt 397 Gramm. Doppelt so viel wie gängige Smartphones der Gegenwart. Nokia pries seine Weltneuheit - das Nokia 9000 Communicator - damals mit den Worten: "Er ist das welterste All-in-One Kommunikationsgerät, das digitale Sprach- und Datendienste, Internet, Kurznachrichten, e-Mail, Fax und dazu alle Funktionen eines persönlichen Organizers in einer einzigen Einheit bietet."
Aufgeklappt wirkt der Communicator tatsächlich wie ein Mini-Computer, mit vollständiger Tastatur und einem breiten Bildschirm, der allerdings nur schwarze Schrift auf grünem Hintergrund darstellen konnte. Besonders staunten die Journalisten damals über den Faxversand, der ohne Umweg über einen Drucker möglich war.
Stolzer Preis für den Pionier
Viel Neid und Häme mussten die ersten Besitzer des neuen "Protzis" im Mobilfunk-Kosmos über sich ergehen lassen. 2.700 DM kostet der erste Nokia Communicator, inflationsbereinigt entspricht das heute etwa 2.000 €. Gut 350.000 Stück verkaufte Nokia weltweit von dem ersten Communicator. Klingt nach viel, aber das damals gängige Erfolgsmodell 1610 verkauft sich 1996 gleich 5,6 Millionen mal. Für Nokia aber zählt das Prestige. Denn alle Konkurrenten arbeiten an der Verschmelzung von Mobiltelefon, digitalem Notizbuch und Computer. Erst ein paar Jahre später kommt der Begriff Smartphone ("Schlaues Telefon") auf.
Weit entfernt vom heutigen Alleskönner
Heute sind die digitalen Alleskönner, mit denen wir kommunizieren, konsumieren, spielen und arbeiten nicht mehr wegzudenken. 89 Prozent der Deutschen ein Smartphone, selbst in der Altersgruppe 65plus liegt der Anteil der Smartphone-Besitzer bei 79 Prozent, so eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte aus dem Jahr 2020.
Mit dem Nokia Communicator und all den vielen Konkurrenzprodukten von Ericson, Motorola oder auch Blackberry war der Zugang zum Internet zunächst aber eine Geduldsprobe. Die Geräte und die Datenübertragung waren vergleichsweise langsam. Die Webseiten viel zu groß. Videos auf das Handy streamen? Fehlanzeige.
Die Revolution frisst ihre Kinder
Es blieb aber Apple-Chef Steve Jobs überlassen, dem Smartphone-Markt den entscheidenden Impuls zu geben. In einer inzwischen legendären Präsentation zum Auftakt der Messe Macworld am 9. Januar 2007 versprach er dem Publikum gleich drei Geräte: einen Musikplayer mit Touch-Bedienung, ein revolutionäres Telefon und einen grundlegend neu konzipierten Internet-Kommunikator. Jobs wiederholte die drei Begriffe so oft, bis es alle im Saal begriffen hatten und laut johlten: Alle drei Funktionen steckten in einem Gehäuse. Das iPhone betrat die Bühne und sollte den Markt grundlegend umkrempeln.
Die damaligen Mobilfunkpioniere Nokia, Motorola und Blackberry wurden von der iPhone-Ankündigung kalt erwischt und hatten selbst Jahre später noch große Schwierigkeiten, eine angemessene Antwort zu geben.
Der Touchscreen bringt den Durchbruch
Die Bedienung per wischen, ziehen und drücken auf dem Touchscreen bringt die Smartphone Ära richtig ins Rollen. Das Smartphone wird in nur wenigen Jahren vom Angebergerät zum Standard. Unter der Haube werden die Geräte immer schneller, die Kamerafunktion immer besser, die Bildschirme der Smartphones können immer mehr Bildpunkte darstellen.
Gleichzeitig können die Mobilfunknetze immer mehr Daten immer schneller übertragen. Musikvideos, Tagesschau-Sendungen und Youtube-Filmchen lassen sich längst auch auf dem Smartphone ruckelfrei konsumieren. Kein Wunder, dass viele Menschen mehrfach in der Stunde zu ihrem ständigen Begleiter greifen.
Mit Freunden chatten, die Aktienkurse checken oder mit Onlinespielen chillen … das Smartphone ist der Schlüssel zu fast jeder Lebenslage. Apropos: Den Autoschlüssel können diese digitalen Schlaumeier auch schon ersetzen.
Smombies all überall?
Laut der Deloitte Umfrage aus dem Jahr 2020 schätzen mittlerweile 38 Prozent der Deutschen ihre Smartphone-Nutzung als zu hoch ein. Tendenz steigend. Schon im Jahr 2015 wird Smombie von einer Jury zum Jugendwort des Jahres gewählt. Die Smartphone Zombies ( "Smombie") blicken nur noch auf ihr Geräte, missachten Mitmenschen und Umwelt.
Und werden süchtig und abhängig vom Smartphone? Gegen diese viel diskutieren Phänomene gibt es Abhilfe. Natürlich auf dem Smartphone. Die Geräte messen die Nutzung und warnen auch bei Zeitüberschreitung - wenn der Nutzer das will. Aber vielleicht hilft ja auch eine neue - alte - Etikette: Smartphone in die Tasche stecken, wenn man mit anderen Menschen redet.
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