Stand: 30.06.2021 00:19 Uhr
Die Ukraine hat am späten Dienstagabend als letztes Team den Sprung ins Viertelfinale geschafft. Gegen Schweden gelang ein 2:1 (0:1, 1:1)-Sieg im Elfmeterschießen. Die Zuschauer in Glsagow hatten zwar kein besonders hochklassiges, dafür aber ein eminent spannendes Match gesehen.
Von Olaf Jansen
Der glückliche Torschütze der Ukrainer, der erst in der 106. Minute eingewechselt worden war, hieß Artem Dovbyk. Oleksandr Zinchenko war dabei der Wegbereiter. Der Mann von Manchester City flankte in der gerade angebrochenen Nachspielzeit der Verlängerung von links und fand im Zentrum Dovbyk, der die Kugel per Kopf aus fünf Metern einköpfte.
Zuvor hatten sich die Schweden in Unterzahl durch die Verlängerung gequält und das 1:1 aus der regulären Spielzeit regelrecht verzweifelt verteidigt. Denn Abwehrmann Marcus Danielson war in der 99. Minute nach einem eher unglücklichen Tritt gegen Artem Besedin des Feldes verwiesen worden. All die Mühen lohnten sich am Ende nicht, denn auf den "lucky punch" der Ukrainer fanden die Skandinavier keine Antwort mehr. Im Viertelfinale treffen die Ukrainer am Samstag (03.07.21) in Rom auf England.
Emil Forsberg - der unglückliche Held
Der unglückliche Held der Partie hatte dabei auf der schwedischen Seite gestanden: Emil Forsberg hatte über 120 Minuten eine überragende Partie abgeliefert, durfte am Ende aber nicht den eigentlich verdienten Lohn des Viertelfinal-Einzugs kassieren. Wie ein Magnet hatte der 29-jährige Profi von RB Leipzig über die gesamte Spieldauer den Ball magisch angezogen und einen Groißteil des Spiels mit feiner Technik und ungeheurem Spielwitz dominiert.
Forsberg markierte nicht nur den zwischenzeitlichen schwedischen Treffer zum 1:1, scheiterte in der zweiten Hälfte zudem mit einem fulminanten Schuss ans rechte Kreuzeck nur hauchdünn. Jubeln durften am Enbde aber andere: die glücklichen Ukrainer, die zum ersten Mal überhaupt ins Viertelfinale einer Europameisterschaft einzogen.
Schweden von Beginn an dominant
Im mit 12.000 Zuschauern nur spärlich besetzten riesigen Hampden Park von Glasgow übernahmen die Schweden von der ersten Minute an das Kommando über das Spielgeschehen. Was insofern bemerkenswert war, als die Skandinavier bis dato im Turnierverlauf mit durchschnittlich nur 35 Prozent Ballbesitz als eines der passivsten Teams überhaupt aufgefallen waren. Gegen die Ukraine mussten sie aber nun das Zepter in die Hand nehmen, denn die Osteuropäer verschanzten sich vom Anpfiff weg tief in der eigenen Hälfte.
Einem Schweden schien das durchaus zu gefallen: Forsberg drehte gleich mal so richtig auf. Der 29-jährige Spielgestalter, der im Job-Alltag für RB Leipzig unterwegs ist, befreite sich bei quasi jedem Ballgewinn seines Teams aus seiner angestammten Position auf der linken Außenbahn und inszenierte aus der Zentrale die schwedischen Aktionen. Forsberg dribbelte, passte, spielte Doppelpass und schoss auf's Tor.
Forsberg dribbelt, passt und schießt den Ausgleich
Schon in der 6. Minute scheiterte er nur knapp, als er nach Dejan Kulusevskis abgewehrtem Ball selbst aus 12 Metern an der vielbeinigen ukrainischen Abwehr scheiterte. Forsberg setzte dann Alexander Isak in der 19. Minute super in Szene, als der mit seinem Abschluss aus 15 Metern nur hauchdünn das ukrainische Tor verfehlte. Er belohnte sich dann aber doch noch vor dem Halbzeitpfiff, als er in der 43. Minute den Ball 17 Meter vor dem Tor perfekt mit rechts annahm, um in einer fließenden Bewegung mit einem satten - von einem ukarinischen Abwehrmann auch noch abgefälschten - Schuss ins linke Eck zu treffen.
Es war dies allerdings bereits das Tor zum schwedischen 1:1-Ausgleich, weil die Ukrainer zuvor einen ihrer wenigen Angriffe zur Führung genutzt hatten. In der 27. Minute hatte Andrey Yarmolenko seinen lichten Moment, als er den Ball von der rechten Strafraumgrenze herrlich auf die andere Seite herüberhob, wo Oleksandr Zinchenko perfekt bereit stand. Der Star der Ukrainer, der mit seinem Klub Manchester City Begegnungen auf höchstem Niveau gewöhnt ist, traf den heranfliegenden Ball perfekt und schickte ihn mit einem wunderbaeren Volleyschuss zum zwischenzeitlichen 1:0 ins schwedische Tor.
Zweimal Alu in 60 Sekunden
Nach dem Seitenwechsel setzte zunächst einmal Yarmolenko das nächste Ausrufezeichen. Enteilte in der 55. Minute auf der rechten Bahn seinem Bewacher Marcus Danielson und legte vor dem Tor perfekt quer für Mykola Shaparenko, der aus elf Metern aber nur den rechten Außenpfosten traf. Und was Yarmolenko kann, kann Forsberg schon lange. Das zeigte der 29-Jährige im Gegenzug, als er aus 16 Metern mit einem herrlichen Schlenzer das rechte Aluminium des ukrainischen Kastens zum Erzittern brachte.
In der 69. Minute hätte Forsberg seine überragende Leistung um ein Haar gekrönt. Auf der linken Seite angespielt, dribbelte er unwiderstehlich ins Zentrum und visierte mit einem tollen Schuss den rechten Winkel an - traf aber erneut nur krachend das Kreuzeck. Und als Schwedens junger Klusevski in der 89. Minute auch noch freistehend den Ball vertändelte, statt zielstrebig den Abschluss zu suchen, war klar: Es geht in die Verlängerung.
Rot gegen Schwedens Danielson
Und dort war nicht etwa eine Torchance das nächste Thema, sondern die Rote Karte gegen Schwedens Danielson in der 99. Minute. Der fing mit gestrecktem Bein einen langen Pass der Ukrainer ab, rutschte dann aber in den entgegenkommenden Artem Besedin. Und Schiedsrichter Daniele Orsato entschied nach Hinweis des VAR und Ansicht des Monitors auf Platzverweis. Es war die letztlich entscheidende Szene des Spiels, denn in Unterzahl brach in letzter Sekunde dann doch noch das Bollwerk der Schweden.
Quelle: sportschau.de
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