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Startups: Corona sorgt für Auslese unter Fintechs - tagesschau.de

Die Virus-Pandemie wirkt sich auch auf die Start-up-Szene im Finanzbereich aus. Während in einigen Bereichen Finanzierungen wackeln, Entlassungen und sogar Pleiten zu beklagen sind, bekommen andere durch die Auswirkungen der Pandemie sogar einen neuen Schub.

Von Andreas Braun, boerse.ARD.de

Eigentlich sind die jungen, dynamischen Finanz-Firmen, die die Bankenszene mit ihren "disruptiven" Geschäftsmodellen herausfordern, auch in Pandemie-Zeiten goldrichtig aufgestellt: Der Trend der Digitalisierung hat durch Corona einen weiteren Antrieb bekommen. Der Zahlungsverkehr etwa wird immer häufiger kontaktlos abgewickelt, Konsumenten und Anleger nutzen immer mehr die komfortablen Apps auf dem Smartphone, um Bankgeschäfte zu machen oder auch Aktien und Fondsanteile zu handeln.

"Große Risiken für Gründer"

Doch die Krisenphase seit dem Frühjahr 2020 hat auch gravierende negative Auswirkungen auf Teile der Start-up-Szene. Finanzierungsrunden werden in einigen Bereichen deutlich schwieriger, das Risikokapital, auf das die jungen Firmen gerade in der Startphase angewiesen ist, schwappt nicht mehr so selbstverständlich in neue unternehmerische Ideen im Finanzdienstleistungs-Sektor: Die Investoren, die vielfach selbst Verluste an den Finanzmärkten erlitten haben wägen hier genauer ab. Die bundeseigene KfW hat am Freitag eine Studie veröffentlicht, nach der die Zahl der Start-ups in Deutschland inzwischen stagniert. Die Corona-Krise berge "große Risiken" für Gründer, heißt es darin, die Finanz-Techs sind davon genauso betroffen.

Erste prominente Opfer dieser Situation sind bereits zu beklagen: Anfang September 2020 meldete mit Monedo eines der am höchsten gehandelten Nachwuchs-Unternehmen aus der Szene Insolvenz an. Die Firma, die 2012 unter dem Nahmen Kreditech gegründet wurde, vergab kleine Kredite an Schuldner, die sonst keine Bonität bei Banken hatten. Steigende Zahlungsausfälle waren ein Grund für die Insolvenz, aber auch neue Regelungen, wonach private Schuldner in der Krise ihre Kreditzahlungen verschieben können, eine andere.

Eine Untersuchung der niederländischen Investmentfirma Finch Capital hat jüngst den Markt der Fintechs in Gewinner und Verlierer unterteilt. Der gesamt Markt sei aber noch bis ins dritte Quartal in einer heiklen Phase. Danach werde eine generelle Erholungsphase einsetzen.

Robo-Adivsors vor der Konsolidierung?

Probleme scheinen danach gleich mehrere Teilsektoren im Fintech-Bereich zu bekommen. Eine Auslese könnte etwa den digitalen Vermögensverwaltern, neudeutsch "Robo-Advisors" ins Haus stehen. Die Marktführer sind hier Scalable Capital, Cominvst oder Liqid. Zum einen haben einige Anleger ihre Mittel während der Crash-Phase am Aktienmarkt wieder aus ihren Depots dort zurückgeholt. Zum anderen entsteht in kritischen Anlagesituationen mehr Beratungsbedarf bei der Kundschaft. Und dafür sind die Anbieter mit ihren schlanken digitalen Geschäftsmodellen vielfach nicht ausgelegt. Die ohnehin dünnen Margen können dann gar nicht mehr erreicht werden.

Auch bei Kreditplattformen wie auxmoney dürfte ein harter Ausleseprozess bevor stehen. Ein Teil von ihnen muss mit steigenden Kreditausfällen zurecht kommen, besonders wenn sich die Corona-Krise nochmals verschärften sollte. Das Kreditvergleichsportal Finanzcheck etwa hatte bereits im Juli mit einer Entlassungswelle für Aufmerksamkeit gesorgt. Dabei sind diejenigen zunächst besser geschützt, die Kredite nur vermitteln und nicht auf die eigenen Bücher nehmen. Auch Vermittler von Baufinanzierungen könnten sich besser in der Krise schlagen, die diejenigen, die Konsumentenkredite vergeben.

Smarte Banken müssen profitabel werden

Noch eher diffus ist die Lage bei den reinen Smartphone-Banken wie N26, die den Bankenmarkt aufrollen wollen. Einerseits profitieren sie vom Trend der Kundschaft weg von der Filiale hin zum mobilen Banking. Anderseits leiden die Neulinge unter hohen Berichtspflichten und schreiben zum Teil trotz starken Kundenwachstums immer noch Verluste. Bei N26 scheint sich zu

Deutlich besser sieht es laut Finch Capital für Anbieter aus, die Trading-Dienste, etwa mit Wertpapieren oder Derivaten anbieten. Billigbroker wie Trade Republic, Justrade oder Gratisbroker.de hatten in den vergangenen Monaten massiven Kundenzulauf, denn viele gerade kurzfristig orientiere und junge Anleger wollten sich die schwankenden und vermeintlich tiefen Aktienkurse zunutze machen.

Apps als Anlaufstelle

Noch besser sind Fintechs dieses aber auch aller anderen Bereiche aufgestellt, wenn sie ihre Dienste mobil, also per App anbieten können. Im kürzlich veröffentlichten Mobile Finance Report, den die App-Marketing-Plattform Adjust und der Analysedienst Apptopia herausgeben, wird sogar eine "Sonderkonjunktur" durch Corona festgestellt. Investment-Apps für den Wertpapierhandel verzeichneten danach von Januar bis Juni 2020 fast eine Verdopplung der "Sessions" pro Tag. Auch bei Zahlungs-Apps legten die Aktivitäten noch um fast die Hälfte zu. Das Wachstumspotenzial für Fintechs besteht also weiterhin - wenn sie die Corona-Delle überbrücken können oder in der richtigen Nische arbeiten.

Quelle: boerse.ard.de

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