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Microsoft: Windows 10X hätte nicht funktioniert - Golem.de - Golem.de

Die Vergangenheit zeigt: Windows 10 muss ohne Einschränkungen bleiben. Deshalb ist die Einstellung von Windows 10X eine gute Entscheidung.

Ein IMHO von
Windows 10X wird von Microsoft verworfen.
Windows 10X wird von Microsoft verworfen. (Bild: Pixabay.com/Montage: Golem.de/Pixabay License)

Als Microsoft im Herbst 2019 gleich zwei Dual-Screen-Geräte ankündigte, dachten sich viele: Was für ein tolles Konzept. Das Surface Neo hatte mit seinen zwei Bildschirmen den Tech-Nerd in uns geweckt. Mit dem Gerät sprach Microsoft zum ersten Mal offiziell vom neuen OS: Windows 10X sollte das Kernstück der neuen Produktkategorie der Dual-Screen-Geräte werden.

Später veröffentlichte Microsoft auch einen Emulator für Windows 10X. Interessierte und auch Golem.de konnten einen ersten Blick auf das neue OS werfen. Es wies klare Unterschiede zum herkömmlichen Windows 10 auf und machte Hoffnung auf mehr. Allerdings kam niemals mehr.

Microsoft verschob den Release des Surface Neo und Windows 10X auf unbestimmte Zeit und wollte das OS dann zunächst für Geräte mit einem Bildschirm herausbringen. Im Mai 2021 - nach mehreren Monaten Verschiebungen - ist nun klar: Windows 10X wird eingestellt. Wir finden, dass dies eine richtige Entscheidung ist. Denn Windows 10 funktioniert nur als traditionelles Betriebssystem mit großem Funktionsumfang und möglichst viel Kompatibilität.

Schauen wir in die Vergangenheit, dann wird schnell klar: Das Betriebssystem muss offen für möglichst alle Dateitypen, Programme und vor allem Hardwareressourcen sein. Nur dann wird es in der Community wirklich ernst genommen. Als Microsoft nach dem desaströs gefloppten Windows RT etwa zum ersten Mal Windows 10 S vorstellte, war nicht nur die erste Verwunderung, sondern auch die spätere Enttäuschung groß. Schon wieder ein Windows, das sich auf Microsoft-Store-Apps beschränkt und dafür möglichst sicher und einfach sein soll? Wer sollte so etwas brauchen?

Schon Windows 10 S hat nicht funktioniert

Das eingeschränkte Windows-OS, das mit dem ersten Surface Laptop kam, wurde von Anfang an falsch vermarktet. Microsoft wollte ein Windows schaffen, das in Schulen auf günstigen Geräten essenzielle Funktionen mitliefern würde. Stattdessen präsentierte Microsoft das OS auf einem mehr als 1.000 Euro teuren Gerät. Kombiniert mit dem damals wenig umfangreichen Microsoft-Store-Angebot war ein Flop eigentlich vorauszusehen.

Später versuchte es Microsoft mit dem S-Modus für Windows 10 erneut. Diesen präsentierte das Unternehmen etwa auf dem kleinen Tablet Surface Go, das mit etwa 450 Euro eher die richtige Zielgruppe ansprechen könnte. Microsoft hatte zudem dazugelernt und die Upgrade-Option auf ein vollwertiges Windows 10 Home offengelassen. Da war es nur klar, dass ein Großteil der Kundschaft dieses Angebot nutzen würde. Der S-Modus ist seitdem eigentlich nur eine Randnotiz und sorgt beim Kauf neuer Hardware eher für Fragen als Euphorie.

Ein ähnliches Schicksal hätte sicher auch Windows 10X ereilt. Das Betriebssystem hätte einen großen Fokus auf den Microsoft Store gesetzt und etwa mit x86-Emulation und Containerisierung gearbeitet, um Legacy-Applikationen zum Laufen zu bringen. Die Nachricht war allerdings klar: Kunden sollten den Microsoft Store und Microsoft 365 als primäre Bezugsquelle für die Software ihres tollen neuen Windows-10X-Gerätes verwenden. Diese Einschränkung hätte die Community erneut niemals voll akzeptiert.

Tolle Technik-Deals und viele weitere Schnäppchen

Windows 10X hätte beim Release allerdings auch andere Probleme gehabt. Das grundlegend veränderte User Interface, welches den Fokus auf große Touch-Elemente und Vollbildfenster legt, erinnert an das wenig beliebte Kachel-Interface von Windows 8. Zum Release wollten und konnten sich viele User nicht an die grundlegend neue Bedienung des zum Vorgänger Windows 7 stark veränderten OS gewöhnen.

Die auf Toucheingabe ausgelegten Bedienungselemente waren tief im OS verankert und ersetzten das klassische und seit Jahrzehnten etablierte Startmenü früherer Windows-Versionen. Mit Windows 8.1 hat Microsoft diesen Ansatz bereits etwas zurückgenommen. In Windows 10 ist davon abseits des optionalen Tablet-Modus noch wenig zu sehen. Viele Menschen wechselten daher von Windows 7 auf Windows 10 und auch das teils nur widerwillig.

Kombiniert mit einem bisher kaum bekannten Formfaktor wie dem Dual-Screen-Gerät hätten wohl auch die meisten Windows-10X-Kunden große Probleme mit der Bedienbarkeit gehabt. Eventuell wären sie dann wieder auf andere bekannte Systeme ausgewichen, wie es vergangene Fehlschläge wie Windows 8 und Windows 10S gezeigt haben.

Statt auf weitere geschlossene Systeme zu setzen, geht Microsoft mittlerweile den entgegengesetzten Weg. Auf der Entwicklerkonferenz Build 2021 hat CEO Satya Nadella die nächste Generation von Windows 10 angekündigt. Damit gemeint ist die optische Überarbeitung und Vereinheitlichung von Windows 10. Neue Symbole, Fensterdesigns und Funktionen kommen im Jahr 2021 noch auf uns zu.

Das Betriebssystem soll moderner, aber auch offener werden. Komponenten wie das Windows Subsystem for Linux und das zu Linux und Unix kompatible Windows Terminal könnten eine größere Entwicklercommunity für Microsofts Betriebssystem gewinnen. Mehr Entwickler bedeuten mehr Software für Windows 10, was wiederum die Beliebtheit bei der Käuferschaft steigert.

Microsoft arbeitet zudem weiter an einer Windows-10-on-ARM-Implementierung, die über recht unperformante Emulation hinausgeht. Konkurrenzprodukte wie Apples M1-SoC zeigen, wie viel Potenzial in der ARM-Architektur stecken kann. Bis Microsoft dort ankommt, muss allerdings viel Arbeit geleistet werden. Produkte wie das Snapdragon Developer Kit von Qualcomm könnten dabei helfen, mehr Entwickler für diesen Zweck zu gewinnen.

Den Microsoft Store attraktiver machen

Noch wichtiger kann der Ansatz sein, den Microsoft Store weniger restriktiv zu machen. Dieser ist seit dem Release von Windows 10 kaum in seiner Beliebtheit gestiegen und Konkurrenzprodukten wie Google Play und Apples App Store noch immer unterlegen. Wie bereits erwähnt, war das auch immer ein wichtiger Grund, warum eigentlich ambitionierte Projekte wie Windows 10S von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.

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Der neue Store soll sich nicht mehr an das starre Format der UWP-Umgebung halten. Kunden sollen ihre Projekte etwa auch als .exe- oder .msi-Pakete veröffentlichen können - zwei der am meisten verwendeten Dateiformate in Windows. Außerdem werden Zahlungsplattformen und -Dienste Dritter akzeptiert. App-Entwickler können so ihre eigenen Gewinne aus In-App-Käufen zu einhundert Prozent behalten.

Abseits davon will Microsoft den eigenen Umsatzanteil drastisch reduzieren. Den Anfang machen Games, die eine wichtige Priorität der Windows-Community sind. Statt bisher 30 Prozent Anteil sollen künftig 12 Prozent an Microsoft gehen. Das könnte für Spielestudios eine enorme Motivation sein, den Microsoft Store als primäre Verkaufsplattform noch vor Alternativen wie Steam zu nutzen.

Tolle Technik-Deals und viele weitere Schnäppchen

Mehr Angebot im Store bedeutet auch mehr Interesse der Nutzerschaft, die ihn verwendet. Erst dann wären Projekte wie Windows 10X und Windows 10S erfolgsversprechender. Und wer weiß, eventuell versucht es Microsoft mit Windows 10X erneut? Wir würden uns das auf den ersten Blick vielversprechende OS und ein Dual-Screen-Gerät definitiv näher anschauen wollen.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).

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