
Es war schon bemerkenswert, welches Vokabular Hansi Flick auf der Pressekonferenz am Montag wählte.
Erfolg, sagte der Trainer des FC Bayern, der nur zwei Tage zuvor die Vereinsbosse mit der öffentlichen Bekanntmachung seiner Bitte nach Vertragsauflösung brüskiert hatte, habe "man nur gemeinsam und nicht alleine. Das ist immer mein Credo".
Deswegen werde man die Deutsche Meisterschaft, insofern der FCB die sieben Punkte Vorsprung auf RB Leipzig über die Ziellinie rettet, auch "gemeinsam" gewinnen. "Wir haben Hervorragendes geleistet in den letzten zwei Jahren und dann kann man die Dinge auch dementsprechend feiern", erklärte Flick betont und bewusst.
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Als Pressesprecher Dieter Nickles schon dem nächsten Journalisten das Wort erteilen wollte, schob Flick noch nach: "Gemeinsam feiern, das Wort hat vielleicht noch gefehlt." So, als könnte er dieses Adjektiv gar nicht oft genug wiederholen.
Trotz Rüge: Flick geht auf Versöhnungskurs
Nein, Flick wollte nicht weiter in der Wunde bohren. "Zu den Diskussionen, die es zu meinen Aussagen am Samstag und zur Stellungnahme des Vereins gibt, habe ich nichts mehr zu sagen", meinte der Übungsleiter gleich zu Beginn in einem kurzen Eingangsstatement.
Dass er überhaupt den Weg an die Öffentlichkeit gesucht hat, habe einzig und allein daran gelegen, weil er sicher gehen wollte, "dass es die Mannschaft von mir erfährt". Über den "Flurfunk" habe Flick bereits mitbekommen, "dass es durchgesickert ist".
Und der 56-Jährige war eben schon immer jemand, der lieber agiert, anstatt zu reagieren. Dasselbe galt dann auch für sein Interview bei "Sky". "Um in ihrem Jargon zu bleiben: Damit ich nicht weiter rumeiern muss", so der Erfolgscoach schmunzelnd.
Flick wirkte wie schon nach dem Champions-League-Aus gegen Paris und dem Sieg beim VfL Wolfsburg deutlich gelöster als in den Wochen zuvor. Dadurch, dass die Katze nun aus dem Sack ist, scheint dem 56-Jährigen ein riesieger Stein vom Herzen gefallen zu sein.
Flick weiß jetzt, wo er steht. Seine Position könnte besser nicht sein. Dass ihm die Bosse den Abgang verwehren und auf den Vertrag bis 2023 pochen, gilt aufgrund der vergifteten Atmosphäre zwischen Trainer und Sportvorstand Salihamidzic als nahezu ausgeschlossen.
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Laut "Sport1" sei man in der Führungsriege "schwer enttäuscht" und habe die Suche nach Flicks Nachfolger bereits gestartet. Einen Trainer, der nicht mehr beim FC Bayern sein will, den will der stolze Rekordmeister auch nicht mehr an der Säbener Straße haben. Sextuple und der beste Punkteschnitt eines Bayern-Trainers jemals hin oder her.
Julian Nagelsmann gilt als Wunschkandidat, doch auch der hat noch Vertrag bis 2023. Und da RB Leipzig seinen Erfolgstrainer nur ungern abgeben möchte, dürfte eine Verpflichtung ab Sommer vor allem eines werden: Kompliziert und teuer.
Auch das dürfte Flick bewusst sein, weshalb er nun auf Versöhnungskurs geht. "Ich bin dem Verein sehr dankbar, ich hatte hier eine tolle Zeit, eine erfolgreiche Zeit, die noch ein bisschen weitergeht", so der 56-Jährige.
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Vielleicht hat er es gar geschafft, durch seine wohlgesonnenen Worte ein wenig Druck von seinem (Noch)-Arbeitgeber zu nehmen, für den in der Nacht von Sonntag auf Montag neben dem Flick-Dilemma eine weitere Baustelle dazugekommen ist.
Zwölf europäische Top-Klubs, darunter der FC Liverpool, Real Madrid und der FC Barcelona sind aus der UEFA und damit der Champions League ausgeschert und haben mit der Super League ihren eigenen Wettbewerb gegründet.
Es wird also ein turbulenter Sommer in München. Flick wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr da sein.
Flick will sich mit dem fünften Stern verabschieden
Doch zuvor möchte er sich von dem Verein, den er trotz des ganzen Theaters liebt und schätzt, gebührend verabschieden. "Der fünfte Stern", der dem FCB mit dem Gewinn der 31. Meisterschaft winkt, "ist unser großes Ziel", erklärte Flick.
Eine letzte gemeinsame (!) Feier vor einem Sommer voller Ungewisskeiten wäre das doch allemal wert. Oder?
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